"Hobbyzucht" oder doch "Massenzucht"?:
Für fast jeden Diskusliebhaber ist die
Aufzucht von Diskusjungfischen der größte und schönste Erfolg, bei der
Diskuspflege. Doch wie züchtet man eigentlich richtig?
Wenn man in Diskusbüchern nachschaut oder Diskuszüchter fragt wird ein
meistens die "Hobbyzucht" so erklärt:
Man nehme zwei 50cm x 50cm
x 50cm Würfelaquarien und ein 100cm x 50cm x 50cm Aquarium. In den
Würfelbecken kommen jeweils ein Laichkegel hinein. Das wars an
Einrichtung! Das reine Osmosewasser, dass mit Osmosesaltz leicht
aufgehärtet wird, und eine Temperatur von 30-32 C° beträgt, wird
täglich zu 80-90% neu ersetzt. Der pH-Wert wird fast schon brutal mit
Säuren auf 6 gesenkt. Dabei wird auch täglich der Glasboden vom
Mulm befreit. Das eingesetzte Pärchen fängt nach einigen Wochen
Eingewöhnung dann auch an zu laichen. Die Larven schlüpfen und wachsen
zu prächtigen Jungfischen heran. Nach einigen Wochen kommen die
Jungfische in das andere große Aquarium. Auch hier ist das Wasser absolut
reines Osmosewasser. Das Becken hat keine Einrichtung! Gefüttert werden
die Jungfische 8mal am Tag mit Artemia, Mückenlarven und Rinderherz.
Mituntergemischt wird Paprikapulver und Flüssigvitamine. Die Jungfische
wachsen schnell und bekommen prächtige Farben.
Seien sie mal ehrlich hat das noch mit
Hobbyzucht zu tun? Ich möchte ihnen mal meine Version vorstellen um das
mal zu verdeutlichen:
Bei diesem Beispiel nehmen wir ein 150cm x 50cm x 50cm Aquarium. Das
Wasser ist reines Osmosewasser und wird mit Osmosesaltz leicht
aufgehärtet, sofern man nicht weiches Leitungswasser besitzt. Der pH-Wert
wird mit CO2 Zugabe und falls nicht reicht mit Torfzusatz auf 6 gesenkt.
Als Einrichtung kommt Sand oder Kies, Steine, Wurzeln und Pflanzen. Was
das Hobbyherz begehrt. Die Temperatur liegt bei 28-30 C° ( kommt auf die
Pflanzen drauf an ). Wöchentlich wird ein 30% Wasserwechsel gemacht. Der
Bodengrund wird nicht gereinigt. Als Besatz nehmen wir wieder die
schon oben verwendeten zwei Diskuspärchen und zusätzlich einige zum
Biotop passende Beifische. Beide Pärchen bilden nach einiger Zeit ihre Reviere und fangen
schließlich auch an zu laichen. Die Larven schlüpfen und wachsen zu
Jungfischen heran. Gefüttert werden sie mit Artemia, Mückenlarven und
andere Krebstiere. Untergemischt werden Vitamine. Am Tag wird 3mal
gefüttert. Die Fische wachsem im selben Becken auf.
So oder so ähnlich sieht meine Version
aus. Klingt doch schon eher nach "Hobbyzucht" oder? Als
nächstes möchte ich ihnen die Vor- und Nachteile beider Beispiele
erläutern.
Erstes Beispiel:
Vorteile -
- Es wachsen sehr viele Jungfische auf
- Die Jungfische wachsen erstaunlich
schnell
- Sie bekommen schnell und äußerst
prächtige Farben
- Die Diskusjungfische sind wenig scheu
- Bei genug Paaren könnte man sich so ein
wenig Geld verdienen
Nachteile -
- Ihr Imunsystem liegt bei fast Null.
Daher wird der Diskusfisch oft auch als "Problemfisch"
gesehen.
- Sie sind es gewohnt nicht mit anderen
Organismen und Bakterien zu leben und werden daher in anderen
"Eingerichteten" Aquarien schnell krank
- Man kann sagen das rund 90% des
Nachwuchses für ein Gesellschaftsbecken nicht stark genug sind
- Die Missbildungsrate ist unnormal hoch
- Fische sind sehr anfällig was
Krankheiten betrifft
- Das Aquarium ist sehr unattraktiv und
fürs Wohnzimmer ungeeignet
- Die Aufzucht ist enttäuschend
langweilig
- Das Verhalten der Jungfische im sterilen
Becken ist zum einschlafen
- Es macht einfach keinen Spass den
Fischen zuzuschauen
- Farben der Diskusse sind meist durch
Paprikazugabe verfälscht
- Oft unnormal groß
Zweites Beispiel:
Vorteile -
- Das Imunsystem der Jungfische ist erste
Sahne
- Sie tragen selten Krankheitserreger mit
sich
- Diskusse sind leicht zu pflegen
- Haltung im Gesellschaftsbecken mit
Leitungswasser sehr gut möglich
- Diskusse erreichen eine gute
Körpergröße
- Sie sind wenig anfällig gegen
Krankheiten
- Das Becken ist schön anzusehen, also
auch für das Wohnzimmer geeignet
- Das Verhalten ist sehr interessant
anzusehen durch die Revierverteidigungen
- die Aufzucht macht viel Spass und es
gibt immer neues zu entdecken
Nachteile -
- Es schlüpfen nur sehr wenig Fische
- Es dauert einige Zeit bis die Jungfische
groß werden und Farbe bekommen
- Becken kann bei Überbesatzung schnell
verdrecken
Fazit:
Wer seine Fische professionell züchten
will und werd legt möglichst viele, große und schöne Diskusse
heranzuziehen, sollte sich für die erste Variante entscheiden. Wer
allerdings Diskus als Hobby hält den möchte ich doch die zweite Variante
sehr zu Herzen legen. Schließlich sollte man nicht Wert auf möglichst
viele Exemplare legen, sondern auf wenig gute Exemplare. Für ein
Hobbyaquarianer sollte man auch Wert legen auf das Gesamtbild des
Aquariums. Ich wüsste nicht was ein steriles Becken in einem Wohnzimmer
zu suchen hat. Außerdem macht es in einem solchen Becken sehr viel mehr
spass den Fischen zuzuschauen als in einem sterilem Becken. Auch ist das
Verhalten der Fische sehr viel interessanter und auf solche Dinge sollte
der "Hobbyzüchter" achten.
Ich hoffe ich konnte ihnen bei ihrer Entscheidung "Wie züchte ich
Diskusfische" weiterhelfen.
PS: Es gibt immer mehr professionelle
Züchter die sich für die zweite Variante entschieden haben, da die
Kunden weitaus zufriedener sind als bei der ersten Variante.
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